Barkas Mein Bussle
Mit dem Barkas auf großer Fahrt
 
Das ganze begann vor sehr langer Zeit, so Mitte 1994, als ich auf der Suche nach einem Trabi in die neuen Bundesländer fuhr. Auf der Hinfahrt kamen mir ein paar BARKAS entgegen, und ich sagte mir : So was wäre auch ganz nett. Dann kaufte ich mir einen Trabi und die B-1000 Geschichte endet vorerst. Weiter ging es im November 1996 als wir auf Besuch in den neuen Bundesländern waren, und bei einem nächtlichen Spaziergang einen B-1000 bei einem Autohändler stehen sahen. Wir fingen an zu fantasieren und zu träumen wie toll es doch wäre so einen Bus für den Urlaub zu haben. Auch hier endet vorerst wieder einmal die Geschichte. Sie geht weiter im Sommer 1997. Als es mal wieder Urlaubszeit war. Und es hieß mal wieder wir brauchen ein Urlaubsauto, weil man aus Platzgründen schlecht mit einem Trabi, zu zweit, mit einer Campingausrüstung, und Klamotten für drei Wochen nach Spanien fahren kann. Aber irgendwie wollten wir uns dieses mal nicht mit Mamis Nissan zufrieden geben. Und so fing es an. Wir entschieden uns felsenfest endlich dafür uns so einen Bus zu holen. Nach einem vergeblichen Versuch und der Begutachtung eines B-1000 der wirklich nur noch vom Rost zusammengehalten wurde, lief uns langsam die Zeit davon, weil : Der Urlaub war geplant. Wir hatten noch 5 Wochen bis zur Abfahrt.
beim Kauf
Beim Kauf war er noch hellblau
Also hieß es ein Wochenende später wieder in die neuen Bundesländer, wo wir dann schließlich bei dem Händler und auch bei dem Bus landeten den wir schon im November 1996 bewundert hatten. Der Zustand war außen so etwas schlechter als "ausreichend" , während der innere Zustand doch sehr zu Wünschen übrig ließ. Doch wir sahen, daß alles im Bereich des machbaren lag, und entschlossen uns zum Kauf.  
Nach einer sehr anstrengenden und nervenaufreibenden Heimfahrt im neuen Gefährt mit konstant 60 km/h auf der Autobahn 450 km lang, sollte der Spaß beginnen. Der Grund für die lange Heimfahrt waren sehr unterschiedlich abgefahrene, uralte Vordereifen, welche den Bus immer wieder zu eigenwilligigen Lenkaktion "überredeten".

Noch am selben Wochenende ( am Sonntag ) ging es unter den Blicken unserer sehr untoleranten Nachbarn ans Werk. Zuerst wurde die komplette Ladefläche vom Baudreck (Der Vorbesitzer des Wagens war das städtische Bauamt oder so was ähnliches) befreit. Zu unserer Freude stellten wir fest, daß der Wagen unter den Innerverkleidungen und unter dem selbstgebastelten Pressspanboden sehr gut konserviert war und somit fast rostfrei. Was man von der Ausenseite der Karosserie nicht behaupten konnte. Also ging es los. Rostfleck für Rostfleck abschleifen, Rostumwandler drauf, einwirken lassen, grundieren. Diese Spielerei zog sich über eine Woche hin. Die Zeit rannte uns gnadenlos davon. Beim näheren Hinsehen und "Begutachten" mit dem Schraubenzieher, stellten wir zu unserer größten Freude fest, daß alle 4 Radkästen durchgerostet waren. Im Fahrerraum gab es Löcher wo man hindurchfassen konnte. Das hieß dann also schweißen, schweißen, schweißen. Ab und zu schauten wir mal mit nach dem Motor und der Elektrik, aber dieses schien fast fehlerfrei zu funktionieren. Nach Beendigung der Schweiß- und Schleifaktivitäten wurde noch kräftigst gespachtelt, wieder geschliffen und mit Unterbodenschutz verdeckt. Man muß ja auch an den TÜV denken =-)

So langsam hatte unser neues Bussle das Aussehen eines hellblauen Marienkäfers mit weißen Punkten. Also ging es ans Lackieren. Wir hatten noch eineinhalb Wochen Zeit, und die Ladefläche sollte auch noch in ein Klappbett umgewandelt werden.  
Es wurde in Akkordzeit abgebaut, abgeklebt und lackiert. Wir tauften unser Bussle kurzer Hand "BLUES MOBIL" , in Anlehnung an einen der besten Filme aller Zeiten, und wegen dem Wortspiel (BLUE wie Blau). Das Abbauen ging natürlich auch nicht problemlos. So einige Schrauben saßen fest oder brachen ab, so das wir uns schon parallel zum Lackieren auf die Suche nach neuen passenden Schrauben und Ersatzteilen machen durften.  
Als der Bus nun das erste mal wieder neu lackiert vor der Haustür stand, waren die Blicke einfach gigantisch. Noch 3 Tage zuvor die tiefste Verachtung und absolutes Unverständnis, und nun eine Mischung aus Neid und Ungläubigkeit.

Uns blieb nicht mal mehr eine Woche. Nun ging es an den Innenteil. Die Innenverkleidungen wurden mit Teppich beklebt, die Fahrerkabine mit demselbigen ausgelegt damit es etwas leiser wird. Immerhin hatten wir mindestens 15 Stunden fahrt vor uns. Und natürlich wurde mit dem Holzbett das in den Laderaum kommen sollte begonnen. Als wir merkten, das uns die Zeit nie und nimmer reichen würde weil das zuschneiden des Holzes ein scheinbar endloses Unterfangen war, und uns auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte, entschieden wir uns schweren Herzens unseren Abfahrtstermin um eine Woche zu verschieben und den Urlaub um eine Woche zu verkürzen.


Schau mir in die blauen Augen, Kleines
Aber selbst mit der gewonnenen Zeit hatten wir noch Probleme. Das Bett mit der versetzbaren Rückbank wurde zu einem fast unlösbaren Problem und die Lösung zu einer Millimeterarbeit. Dann hatte plötzlich der Kühler ein Leck sowie die Benzinleitung usw usw. Schlußendlich lief alles darauf hinaus, daß wir neben dem Packen am Abfahrtstag auch noch die letzten Kleinigkeiten am Bus zu lösen hatten.  
Aber dann ging es endlich los. Voller Vorfreude auf die Fahrt und die Ruhe, denn wir hatten ungelogen 5 Wochen am Stück ohnen einen einzigen Tag Pause täglich 15 bis 19 Stunden gearbeitet, fuhren wir los. Doch die Freude sollte nach 500 Kilometern beendet sein. Unser Bus fing an zu stottern und schoß Funken aus dem Auspuff. Wir versuchten ihn noch etwas untertourig und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h zu knechten. Dies funktionierte etwa 100 Kilometer auch recht gut, doch irgendwann lief gar nichts mehr. Also standen wir da, mitten in Frankreich. Wir riefen den ADAC, der wies uns darauf hin das nur der kleine Benzinfilter verstopft wäre. Wie es der Zufall so will, hatte ich genau an diesem Tag keinen Benzinfilter in meiner Hosentasche =-) , und so holperten wir noch ein paar Kilometer zu einer Werkstatt. Dort wurde der Benzinfilter gewechselt, der Keilriemen nochmal nachgespannt und weiter ging es. Ohne Probleme bis fast zum Ziel, bis uns etwa nach 1100 Kilometern und etwa 80 Kilometer vor unserem Ziel der Reifen platze. Also hieß es Mitten auf der Autobahn Reifenwechseln und weiter gings. Mit allem drum und dran kamen wir dann nach einer 22-stündigen Abenteuerfahrt auf unserem Campingplatz an.

Sonne, Meer und Barkas - was will man mehr?
Nun hieß es erstmal 3 Tage lang gar nichts tun und das Bussle stehen lassen. Doch wir hatten ein kleines Problem am Hals : Wir hatten kein Ersatzrad mehr. Unsere Reifen waren natürlich in Spanien nicht erhältlich, weil es 13 Zoll-Transporterreifen sind, und diese werden seit den Siebzigern nicht mehr hergestellt. Also holten wir uns irgendwelche 13 Zoll Reifen für vorne , die weder für das Gewicht noch für den Luftdruck zulässig waren, und tuckerten weiter. Bis auf eine weitere Panne in Spanien und der darauffolgenden Abschleppaktion wegen einer absolut verdreckten Benzinpumpe und verrosteten Kontakten am Anlasser gibt es eigentlich nichts mehr zu erwähnen, außer das es ein geiler Urlaub war. Bis zur Heimfahrt !!!
So nach etwa hundert Kilometern platze uns zur Abwechslung ein Reifen. Also hieß es wieder Reifenwechsel mitten auf der Autobahn. Danach lief eigentlich alles wunderbar bis fast genau zu der Stelle an der wir auf der Hinfahrt wegen dem Benzinfilter standen. Der Motor fing an zu klopfen immer öfter, immer lauter. Mir war sofort klar -  Zylinderkopfdichtung !!!  
Also tuckerten wir mit letzter Kraft zu einer ADAC Werkstatt. Natürlich war kein Ersatzteil vorhanden, und die Bestellung konnte dauern. Also bekamen wir einen Mietwagen und mußten unser geliebtes Bussle schweren Herzens mitten in Frankreich stehen lassen. Genau eine Woche lang bis wir es dann wieder holen und gegen dieses widerliche Mietauto ( Ein total neuer, roter VW Polo mit französischem Kennzeichen )tauschen konnten.  
Die letzten 550 Kilometer heimwärts liefen dann vollends problemlos.  
Im Großen und Ganzen sind wir der Meinung, daß es es trotz oder eher wegen der Pannen und der Aufregung aber auch dem Spaß der damit verbunden war, ein absolut geiler Urlaub war. Und wir haben auch schon die nächste große Tour nach Amsterdam geplant. Es sind zwar noch ein paar kleine Verbesserungen und Reperaturen nötig, aber wir glauben das wir und "er" es schaffen werden. Wir haben uns auf jeden Fall richtig in unser "Bussle" verliebt !!!

Also, nachdem wir den Bus endlich wieder daheim hatten, die restlichen ADAC Rechnungen bezahlt und den Bus vom Sand gereinigt hatte, sollte der Spaß kein Ende haben. Zuerst einmal mußten wir natürlich jedem Verwandten und Bekannten mehrmal die Story erzählen und alle davon überzeugen das der Urlaub trotzdem gigantisch war. Nachdem dies erledigt war, stellten wir von Tag zu Tag mehr fest, daß die Lenkung, die im Urlaub schon über aller Maßen ausgeschlagen war, immer schlimmer wird. Das machte den Bus immer gefährlicher. Da ich weder die Teile hatte, noch wußte welche Teile überhaupt kaputt waren, macht ich einen Termin mit einer Werkstatt ganz in der Nähe des Herkunftsortes des Busses aus, um dieses Problem entgültig zu beseitigen. Aber dazwischen lag ja noch eine stressige Fahrt über 450 Kilometer. Also machte ich mich mit meinem Vater eines Nachts voller Freude und Spaß auf. Wir kamen etwa 15 Kilometer bis der Bus Nachts um halb 2 bei Tempo 100 auf einer Bundesstraße ausging. Also standen wir da. Zuerst packten wir unser ganzen technischen Wissen zusammen und versuchten irgendwie dieses " Ding " wieder zum laufen zu bringen. Erfolglos ! Als uns dann nach etwa einer Stund die Polizei besuchte und meinte wir soltten von der Straße verschwinden, folgte eine Blitzaktion. Mein Vater ins Taxi, nach Hause, sein Auto ( einen Daimler igitt, igitt, igitt ) geholt, und den Bus wieder zurückgeschleppt. Dann begann eine stressige Nacht. Mit Taschenlampen und im plätschernden Regen, machten wir uns über den Bus her. Die Antwort Morgens um 7 : Der Motor ist fest. Kolbenfresser !!! Somit wurde unser Bussle erst einmal zum stehen verurteilt, und es begann eine unbeschreibliche Suche nach einem neuen Motor. Der Erfolg zweieinhalb Wochen später. Ein Motor, 40.000 km gelaufen für 250 Märker. Etwas viel für einen Studenten, aber man tut ja alles für sein Auto. Also, den Daimler gepackt, Nachts in den Osten, den Motor geholt und gleich ein paar Ersatzteile besorgt, und dann der Schock. Da finden wir einen B1000 heruntergekommen auf einem Hinterhof. Wir fragen an und machen uns über die Teile her. Motorhaube auf, und : Ein top Motor. 50.000 km gelaufen. Sofort die Frage WIEVIEL ??? Die Antwort :

Wenn ihr ihn ausbaut, 50 DM für Motor und Getriebe. Boing ! Schock und Hass. Naja, den Motor habe ich mir reservieren lassen. Den hole ich mir im Frühling, denn es hatte gerade 5 Grad unter Null. Etwas zu kalt zum Motorausbauen im Freien. Also, deprimiert nach Hause. Am nächsten Tag gleich den Motor gewechselt in der Garage und mir Hilfe unseres Clubs, und nun tuckert er wieder. Einziges Problem : Die Lenkung funktioniert immer noch nicht, und somit bleibt er weiterhin stehen bis ? Ja, bis wann ? Keine Ahnung. Ich kann es nicht reparieren, hier macht es keine Werkstatt, und den Bus in den Osten zu fahren ist ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Vielleicht hat mir ja jemand einen Rat.

Nachdem das Bussle jetzt nur noch einen Besitzer hat, was manchmal durchaus schade ist, gibt es nun die nächste Mitteilung. Kurz aber gut. Das Bussle läuft wieder. Die Lenkung hat sich um einiges gebessert. Dank einer neuen Spurstange und 14 Zoll VW-Bus Reifen ( große Empfehlung an alle B1000 - Fahrer ) In Ordnung ist sie allerdings noch lange nicht. Ab und zu verliert er Bremsflüssigkeit. Wo, ist allerdings nicht zu orten. Tja mit der Bremse ist zwar nicht zu spaßen, aber man will ja fahren. Vielleicht bekomme ich das ja auch noch in den Griff. Auf jeden Fall hat er eine gigantische Hifi-Anlage verpasst bekommen was den Fahrspaß ums doppelte erhöht. So, ansonsten gibt es nix neues. Keinerlei Probleme ( zum Glück ), aber wenn dann werdet ihr es hier erfahren. Bis denn.






Text/Fotos: Jan Diettrich, HTML: Jan Diettrich/KLE
Dieser Bericht gehört zu der ersten Barkas B100 Page im Netz
URL des Orginaldokuments: http://privat.schlund.de/B/BARKAS/bus.htm