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Die Geschichte beginnt am 16.06.95, der Tag, an dem ich nach mehrmaliger Prüfung doch noch meinen Führerschein bekam. Ich hatte also bereits am ersten Tag schon mehr Fahrpraxis als viele andere nach Jahren noch nicht haben, aber egal. Ich durfte dann auch sofort den Wagen meines Vaters benutzen (nach mehrminütiger Probefahrt), was ja auch alles ganz wunderbar war. Klar, man hat den Führerschein und kann gleich ein richtiges Auto fahren, aber so perfekt wie es klingt war es auch nicht, denn mein Vater brauchte den Wagen aus beruflichen Gründen immer am Wochenende und dann auch noch immer ab Abend, also war bald klar, daß ich einen eigenen Wagen brauchte bzw. unbedingt einen eigenen haben wollte. Es hat dann aber noch 6 Monate gedauert bis ich die unglaubliche Summe von 1500 DM zusammengespart hatte und mir mit diesem Geld einen VW Polo kaufen konnte. Dieser Polo war zwar fast so alt wie ich, was mir aber egal war, denn somit durfte er schon Rauchen und Bier trinken, was ja nicht selten von Vorteil ist. Aber bevor wir zu den wirklichen Werten dieses Autos kommen, hier die technischen Daten:

Baujahr: 1981
Bezeichnung:VW Polo 1L
Hubraum: grandiose 900 ccm³
PS: ganze 40
KM-Stand beim Kauf: 76.000 KM (ungelogen)
Farbe: Silber (anfangs noch komplett)
Extras: ein Glas-Hubdach(!!!),  tolle Aufkleber an den Seiten (lila Wellen (wurden am ersten Tag entfernt)), eine breite Holzimitat-Zierleiste quer übers Armaturenbrett (deshalb das L...L=Luxus)
Name: Elwood
Existenzberechtigung:Spassauto

Da ich leider kein brauchbares Bildmaterial von Elwood in intaktem Zustand habe, muß meine nachfolgende Beschreibung ausreichen...

Also, der Wagen blieb eigentlich recht lange im ursprünglichen Zustand, mal von dem Toystory-Schwein abgesehen, welches auf meiner Heckscheibe prangte und neben den sich auf der Kofferraumklappe befindlichen Aufklebern oft für Belustigung der hinter mir stehenden Autofahrer gesorgt hat. Die erste größere Veränderung die ich vornahm, war die Lackierung der Felgen in Lila-Metallic...ich fandīs toll und es sah auch ziemlich gut aus, wenn man nicht näher als 50 cm an sie herankam, aber egal, es war ja auch selber gemacht. Von den Lila-Matallic farbenen Felgen mußte ich mich allerdings verabschieden als ich meine Motorhaube bis auf die abgesetzte Fläche in der Mitte in Blau-Metallic lackierte, da diese Farben ungefähr genauso gut harmonierten wie Uschi Glas sexy ist. Was macht man in solchen Fällen? Richtig, man kauft sich Radkappen, denn alles anderer wäre viel zu umständlich gewesen. Diese Radkappen waren schwarz und so schlau konzipiert, daß man nicht mehr an die Ventile herankam, aber was tut man nicht alles für eine gute Optik.

Irgendwann kam ich dann auf die Idee, daß man ja auch mal die Rückbank ausbauen und durch eine Holzplatte ersetzen könnte, wobei ich im nachhinein den Sinn dieser Aktion nicht mehr nachvollziehen kann, aber egal, hauptsache es sieht gut aus. Dieser Plan wurde dann auch verwirklicht und wir (ich und ein Freund, der glücklicherweise KFZ-Mechaniker ist) sind los zum nächsten Baumarkt (nicht Eisenkarl, sondern der andere) und haben uns eine Holzplatte zurechtschneiden lassen (der geneigte Leser dürfte wissen was als nächstes kommt) welche aber nicht in mein Auto hineinpaßte...wir hatten beim vermessen vergessen, daß die Kofferraumöffnung nicht unbedingt die gleichen Maße hat wie das Wageninnere, macht aber nix, denn der freundlichen Mann vom Baumarkt hat uns dann noch mal ein paar Zentimeter abgeschnitten (also nicht uns, sondern der Holzplatte) und dann ging die Platte auch rein, nur der Kofferraum ging nicht mehr zu, aber das ist ja egal, denn in solchen Fällen bietet das Bauhaus günstige Gepäckspanner an, mit denen man seinen Deckel immer fest bekommt.

So weit, so gut. Wir haben diese Platte dann eingebaut, nicht jedoch ohne die Pilzkulturen, die vorher unter der Rückbank gewohnt haben, zu beseitigen. Man muß dazu sagen, daß in diesem Wagen vorher oft Kleinkinder transportiert wurden und da findet man schon mal halb aufgelutschte Lollies oder das, was eventuell mal ein Eis gewesen war, man darf natürlich nicht die verlorenen BonBons oder Gummibären vergessen, die mit alten Zeitungen und warmem Wetter ein idealer Nährboden waren. Aber das ist ja auch egal...Nachdem diese Platte dann drinnen war, haben wir erstmal alles, was man irgendwie jetzt sehen konnte schwarz angesprüht und ich muß sagen, das sah auch gar nicht schlecht aus, war nur völlig sinnlos, denn nun hatte ich im Prinzip nur noch mehr platz für den Müll, der sich sonst immer im Beifahrerfußraum und hinter Vordersitzen stapelte. An dieser stelle muß gesagt werden, daß ich unter gar keinen Umständen eine Reifenpanne hätte haben dürfen, denn wir hatten natürlich vergessen, eine Klappe zum Ersatzrad einzubauen. Seitdem hatte ich immer einen Schraubenzieher im Auto...Selbst der horizontal direkt hinter den Sitzen positionierte Bierdosenhalter wurde nicht realisiert, womit diese Holzplatte völlig an Existenzberechtigung verlor, aber da sie ja nun schon mal da war und ein Rückumbau zu umständlich gewesen wäre, blieb sie eben drin und verhinderte somit viele lustige Autofahrten, aber das ist ja auch egal, denn es kam der Tag, an dem ich diese Holzplatte wieder ausbaute.

Der Anlaß war die Loveparade am 12. Juli, und da wir für 9 Leute nur 2 Autos zur Verfügung hatten, mußte die Rückbank wieder rein, war auch gar nicht so schlecht war, denn in diesem Monat mußte der Wagen zum TÜV (Total Überflüssiger Verein) und da wollte ich so wenig aufsehen wie möglich erregen, da ich den Wagen noch mindestens 2 Jahre fahren wollte. Ich habe sogar richtig Geld investiert, nämlich sollten die Stoßdämper und Bremsen komplett erneuert werden. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch die Zündanlage komplett erneuert und festgestellt, daß vorne 2 verschiedene Stoßdämper eingebaut waren ( das hat dann auch erklärt, warum der Wagen eine nicht unerhebliche Rechtsneigung hatte). Ein ganzes Wochenende wurde durchgearbeitet, dann war der Wagen wieder weitgehend dem Straßenverkehr zumutbar und brachte immerhin wieder an die 140 Km/h (anfänglich lief er sogar 150 Km/h, aber irgendwie kam der Motor nicht wirklich mit meinem Fahrstil zurecht).

Am 12. Juli gegen 4 Uhr morgens fuhr ich also los, um die restlichen Leute zu treffen, mit denen ich dann zur Loveparade fahren wollte. Es war ein sonniger Tag und eigentlich perfektes Wetter, und somit habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, daß irgendetwas schiefgehen könnte. Nachdem wir die beiden Wagen präpariert ( große Love-Aufkleber auf Motorhaube und Heckscheibe und Loveparade-Logo auf den Türen) und noch eine kaputte Glühbirne ausgetauscht hatten fuhren wir dann ja auch los, was wir vielleicht lieber nicht hätten machen sollen, denn nun passierte folgendes...ich fuhr um eine Kurve und mein Auto war 2 Sekunden später tot.

Vielleicht hätte ich einfach nur im Bett bleiben sollen, vielleicht hätte der Passat auch nur woanders langfahren sollen, auf jeden Fall blieb die Begegnung dieser beiden Autos nicht ohne Folgen, wie man unten sehen kann...

ein toter Polo

So sah der Wagen danach aus...

Man achte auf den traurig nach unten guckenden rechten Scheinwerfer.

Die braune Flüssigkeit die zu sehen ist ist übrigens kein Öl, sondern Kühlwasser, das schon vor langer Zeit hätte ausgetauscht werden müssen. Die Stoßstange liegt ca. 2 Meter vor dem Wagen auf der Straße.

Das ist irgendwie schon ein merkwürdiges Gefühl wenn man nur noch merkt, daß man vielleicht doch noch hätte 5 Sekunden warten sollen und einem die Motorhaube entgegenkommt und man plötzlich einen weißen Passat sieht, der vor einem im Gebüsch parkt. Aber was solls, nachdem ich mich wieder bewegen konnte bin ich dann ausgestiegen, ebenso meine 3 Beifahren, und ich dachte mir dann so, daß ich dann dieses Jahr eben nicht zur Loveparade fahre.

Die Polizei wurde gerufen, die dann auch nach etwa 30 Minuten kam (nicht schlecht für eine Entfernung von knapp 4 Kilometern) und den Unfall aufnahm. Der freundliche älterer Herr Polizist sah sich die Sache an und fragte mich direkt als erstes ob ich irgendwelche Rauschmittel zu mir genommen hätte (und das nur weil ich zu dem Zeitpunkt weiße Haare hatte, nicht wegen des Schocks, sondern gefärbt) was ich jedoch verneinen konnte (Glücklicherweise). Dann fragte er ob sich jemand verletzt hätte, was jedoch nicht der Fall war und er machte noch 2 Fotos. Sein jüngerer Kollege stellte dann die Frage wo wir denn hingewollt hätten, obwohl diese Antwort schon von weitem offensichtlich war, aber egal...

Wir haben die Autos entfernt und sind dann erstmal Frühstücken gegangen.

Was aus Elwood wurde:

Soweit mir bekannt ist, leben einige Teile weiter. Die Batterie wurde in den anderen Wagen mit dem wir hätten fahren wollen eingebaut (seitdem springt er wieder selbständig an), die Gurte der Rücksitzbank sollen in einen 72īMerzedes eingebaut werden, aus dem Motor soll ein Kart-ähnliches Gefährt gebaut werden und Auspuff und Reifen fanden auch einen Abnehmer.

Die gerade eingebauten Teile konnte ich teils zum Neupreis wieder zurückgeben (man muß nur Verwandte an den richtigen Stellen haben) und der Rest wurde verschrottet.

Im nachhinein kann man der ganzen Sache aber auch einen Vorteil abgewinnen: Ich mußte nicht mehr zum TÜV.



Text und Grafiken: Karsten
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