Fahr Immer Am Tage
...denn nachts haben die Werkstätten geschlossen

Mein erstes Auto war ein Fiat Panda 45 Bj 82. Das war 1986. Ich hatte nie wieder ein so junges Auto, auch nie wieder ein so teueres, obwohl man bei DM 3.500,- für ein 4 Jahre altes "Auto" mit nur 30.000 km auf der Uhr nun wirklich nicht von teuer reden kann - naja Vorbesitzerin war eine Tante von mir. Den Panda - ich vermeide inzwischen in diesem Zusammenhang das Wort "Auto" hatte ich schon ein paar Wochen vor meinem "Lappen", war da doch ein Familientreffen, bei dem sich der Autotransfer anbot. Da stand er nun - leuchten rot, Campinggestühl, 45 rassige Pferde, werkstattgepflegt und mein. Noch vor meiner Lizenz zum Fahren kam der erste Umbau - Verlegung der Sitzschine nach hinten - bei 2,04m Körpergröße meinerseits eine durchaus lohnende Maßnahme. Später haben wir den Sitz dann auch noch gegen einen etwas tieferen aus einem R 5 ausgetauscht, damit endgültig feststand: diesen Wagen konnte wirklich nur ich fahren....

Klar 18 Jahre, eigenes Auto: gleich im ersten Sommer sollte es in den Urlaub gehen. Ziel des Megatrips: das damalig noch existierende Yougoslavien. Mit meinem Freund Pohli, der damals noch keinen Führerschein hatte gings auf große Reise. Die Angst unserer Eltern war grandios, unser Gottvertrauen ebenfalls - was soll auch schon passieren. Obwohl... Als ich meinem Beifahrer an der österreichisch/yougoslavischen Grenze verriet, daß die davor am weitesten zurückgelegte Strecke Froschgrün - Münchberg - Froschgrün war (zusammen etwa 50 km) wurde ihm doch etwas mulmig. Es ging aber alles glatt im Urlaub, der Panda lief wie eine eins, der Auspuff fiel zwar mal herunter - bei einem sooo alten Fiat kein Wunder - einmal lagen wir kurz im Straßengraben, aber ansonsten - ein wirklich günstiger Campingurlaub auf Spaghetti-/Feuerzauber-Texas-Basis.


Panda "Sport"
Anfangs brachte ich den Panda tatsächlich in die Werkstatt zum Kundendienst, mein Vater, seineszeichens Beamter, hatte es mir von Kindesbeinen an vorgelebt - noch war etwas Geld auf meinem Schülerkonto, das aber in zunehmenden Maße schrumpfte. Automobile Freiheit hat seinen Preis. Da ich nichts, aber auch wirklich nichts, lassen kann, wie es ursprünglich war mußte natürlich auch der Panda sich verändern. Im damaligen Stadium bedeutete das das typische Kaufhaustuning - Ein "Christbaum" vorm selbstgebauten Kühlergrill und ein paar Sportspiegel - macht sicherlich 0,001 km/h schneller, oder?
Schon im ersten Winter trat eine der vielen Panne auf, die mich mit sehr gemischten Gefühlen an den Panda zurückblicken läßt. Ich war mit meiner guten Freundin Tanja auf dem Rückweg von meiner damaligen Stammdisco unterwegs. Es war dichtestes Schneegestöber - alles kein Problem, man hat ja Winterreifen, Heizung und Scheibenwischer - zumindest ab und zu. Der Scheibenwischer bewegte sich Fiat-typisch etwas unkoordiniert von einer Seite zur anderen (der Panda hat nur einen) blieb irgendwann in der Mitte der Scheibe stehen und fiel unmotiviert auf die Motorhaube und blieb da liegen. Tanja beugte sich aus dem Fenster um das Teil hereinzuholen - wir hatten Angst, den Wischer bei einer Bremsung zu verlieren. So richtig fest habe ich den Wischerarm trotz zusätzlicher Schrauben etc. nie wieder bekommen.
Im nächsten Sommer ging es wieder nach Yougoslavien. Wieder das selbe Team, Beifahrer wieder ohne Lappen. Also mußte ich wieder durchfahren. Diesmal regnete es bei der Hinfahrt heftigst. Eigentlich wollten wir irgendwo im Freien zwischenübernachten, aber bei dem Wetter? Im Panda schlafen erwies sich als unpraktikabel, also entschieden wir uns zur Weiterfahrt. Die Sicht war mies, die Vorfreude groß, schließlich wollten wir noch am gleichen Abend in die Disco und da passierte es. Ohne Vorwarnung, ohne Geschwindigkeitsbeschränkng eine 180° Kurve auf der Landstraße und der Panda rutschte schnurstracks weiter. Da lagen wir nun - der Panda kam aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Graben. Irgend ein zufällig vorbeikommender Italiener zog uns aus dem Graben -wir bedankten uns und wollten weiterfahren, aber Pustekuchen - nichts ging mehr. Das Fahrwerk war so verbogen, daß die Antriebswelle auf der Beifahrerseite nicht mehr packte. Irgendwer schleppte uns an eine Tankstelle und ich übernachtete doch im Auto. Irgendwie kam der Wagen dann in eine Werkstatt die mit rein mechanischen Mittel den Fiat so hingebogen haben, daß wir zumindest wieder nach Deutschland kamen. Um nur kurz auf yougoslavische Reparatur-Methoden einzugehen: Die Endkontrolle bestand darin, daß sie mit einer Schnur den Abstand der Räder auf beiden Seiten verglichen haben. Und wir dummen Deutschen verwenden Meßgeräte zum Spureinstellen.Von diesem Unfall hat sich der Wagen nie wieder richtig erholt.

Ich machte bei der Rückkehr nach Deutschland Bekanntschaft mit einem neuen Werkstoff: Spachtelmasse - was man damit alles vorgaukeln kann... Inzwischen waren sämtliche Vorsätze vergessen - es war ja nicht mehr der "Fast-Neuwagen", als den ich ihn gekauft hatte - Ölwechsel wurden selbst durchgeführt, wenn überhaupt und repariert wird nur das, was wirklich kaputt war - und das war zu viel, um es hier zu listen (spekulativer Wert: 23 Minuten mit einem 28.800er Modem bei einem Zugang über T-Offline) Kleine Kostprobe: zwei Zylinderkopfdichtungen, vier Batterien, zwei Verteiler, ein abgebrochenes Türscharnier, eine geöffnete Motorhaube während der Fahrt...
Der Fiat war schon lange nicht mehr nur Fortbewegungsmittel, er war auch Treffpunkt vor Discos. Da ich damals gerade das Geld für den Eintritt in die Zappelbunker hatte, versorgte ich mich stets aus der Ablageschale, die beim Panda das Handschuhfach ersetzt. Ich war ewig am kämpfen, damit ich stets den Parkplatz direkt vor der Disco bekam und damals war das vor meiner Stammdisco in Oberfranken (Inside, für die, die sich dort auskennen) auch ohne Ferrari, oder S-Klasse Benz möglich. Beim Verlassen der Disco standen meist auf dem Dach leere Gläser und Flaschen, was dem Lack zwar nicht besonders gut tat, dafür dem Gläserschrank meines Partykellers...
Auf dem Weg zur Disco fuhr ich stets mit meinem Freund Markus ein Wettrennen, wobei eigentlich keiner von uns je einen großen Vorsprung herausfuhr, auf der kurvigen Strecke konnte der 75 PS Golf von Markus gerade so mithalten.
Dieses Rennen hätte auch beinahe einmal Opfer gefordert. Es ist ja bekannt, daß in Deutschland um 5 Uhr Morgen noch keine Verkehrsregeln gelten. Also rasten wir mit Tempo 130 durch eine geschlossene Ortschaft. Vor uns tauchte ein fast stehendes Fahrzeug (nur ca. 50 km/h) auf. Bremsen ist feige, deshalb hieß "überholen" die Devise. Schade nur, daß auf der Gegenfahrbahn zwei Polizisten liefen. Polizeisport macht fit und so kam es, daß sich die beiden mit einem gekonnten Hechtsprung in Sicherheit bringen konnten.
Er wurde immer bunter
Die Fahrleistungen dieses Obstkistchens waren erstaunlich - jedenfalls bei meiner Fahrweise. Drehzahlen war das Stichpunkt. Daß das bei fehlender Wartung irgendwann der beste Motor (und auch ein Fiat Motor) nicht aushält, ist nicht weiter verwunderlich. Beim einem Kilometerstand von lediglich 70.000 km war es auf der heimfahrt von einem Volleyballturnier soweit. Mitten in einem kurvigen Waldstück fing der Motor an zu stottern, weiß zu qualmen und kam schließlich völlig zum Stillstand und wollte einfach nicht mehr anspringen. Im Nachhinein stellte sich heraus, daß sich ein Pleul von der Pleuelstange gelöst hatte und das Pleul ein Loch in den Motorblock geschlagen hatte und jetzt munter im Motorraum herumhängte. Da keine komplette Volleyballmannschaft in einen Panda paßt waren wir mit mehreren Fahrzeugen unterwegs und ein Mannschaftskamerad nahm mich in Schlepptau. Alles schön und gut, es ging aber fast die ganze Strecke bergab. Hatte ich schon erwähnt, daß mir das Warten des Fahrzeugs keinen Spaß machte und ich nun wirklich kein Geld für Ölwechsel, Bremsflüssigkeit und diesen ganzen Blödsinn hatte? Bremsflüssigkeit hätte ich einmal wechseln sollen, denn das alte Gebräu in den Leitungen fing irgendwann an zu oxidieren. Ich konnte das Bremspedal durchtreten ohne jegliche Wirkung - bergab ein nicht gerade beruhigendes Gefühl. Gut, daß kein Gegenverkehr kam - ich habe das Zugfahrzeug einfach überholt. Klar, Abschleppseile reißen, Abschleppseile schlagen auch Beulen in die Türen von abschleppenden Fahrzeugen, auch wenn diese noch nicht einmal ein halbes Jahr alt sind. Schade, daß KFZ-Schutzbriefe die Reparaturkosten am anderen Fahrzeug nicht komplett als Abschleppkosten ersetzen.

Der nächste Motor kam vom Schrott und lief genauso gut. Gewechselt wurde in der heimischen Garagen in der der Wagen auf einem alten Hasenstall aufgebockt wurde. Mit diesem Motor kam der Wagen trotz Rahmenschadens (der Urlaubscrash) sogar noch einmal über den TÜV und wurde zum Fahrzeug, das mich zur Grundausbildung beim Bund brachte. Ein Höllentrip in der dröhnenden Kiste!.

Schrott Schrott
Als Teilelager diente damals schon ein Ausschlachtfahrzeug, das nur so vor Rost strotze. Ich habe dieses Teilelager später einfach mit der Flex zerlegt und auf den Sperrmüll geworfen. Der hat aber nur ein paar Teile mitgenommen - die Blechtrümmer blieben liegen, so daß ich diese einfach im Kofferraum zum Alteisenhändler karrte. Viel war eh nicht mehr übrig und die Schweller konnte ich sogar per Hand herausreißen...
Ich war in Germersheim in der Grundausbildung, was jedes Wochenende über 700 km Fahr für die tolle Kiste bedeutete. 370 km einfache Strecke, die für meine Beifahrer schon ab und an den einen oder andren Tropfen Angstschweiß bedeutete. Wie durch ein Wunder ist aber so gut wie nie etwas passiert. irgendwann machte aber der Panda den Streß nicht mehr mit. Immer häufiger blockierten die hinteren Räder, was den Verdacht nahelegte, daß dies das komplette Fehlen irgendwelchen Belags bedeutete. So tragisch war das nicht, denn irgendwann fuhr er eh nicht mehr. Mit einem mittellauten Knall verweigerte der Wagen kurz vor der Kaserne irgendwann einmal die Fortbewegung - der Motor lief, jedoch kam nichts bei den Rädern an.
In einer nächtlichen Montageaktion wurde dann das Getriebe gewechselt - drei Soldaten halfen, auch weit über den Zapfenstreich hinaus.
Schade, daß es nichts half. Nach dem Einbau des Getriebes aus meinem Schlachtpandas war weiterhin an eine Fortbewegung nicht zu denken. Der Wagen blieb auf dem BW Parkplatz stehen - mehrere Wochen lang. Die Grundausbildung war vorbei und der Panda so weit weg. Ein Freund schenkte mir seinen Scirocco und somit war ich wieder mobil.
Irgendwann haben wir den Panda dann mit dem Hänger geholt und in meine neue Kaserne in Wunsiedel geschleppt. Hier wurde er dann gerichtet. Den Rahmen schweißten wir mit Blechen aus dem Ausschlachtwagen - natürlich paßte danach keine Spurstange mehr, eigentlich war alles schief an dem Wagen. Mit viel Liebe lackierte ich aus Langeweile während des Dienstes den Motor, der eine gebrauchte Kupplung - Ursache der Leistungsverweigerung - verpaßt bekam.
eigentlich idiotisch - sieht aber gut aus!
Richtig fertig wurde der Wagen aber unter meinen Händen nie wieder. Gut, daß die Grenzöffnung einen akuten Mangel an Gebrauchtfahrzeugen im grenznahen Gebiet hervorrief. So wechselte der Wagen ohne TÜV für 1000.- DM den Besitzer - ich weine ihm keine Träne nach...





 
 
This Fiat / Lancia Web Ring site is owned by
KLE.

Want to join the Fiat / Lancia Web Ring?
[Skip Prev] [Prev] [Next] [Skip Next] [Random] [Next 5] [List Sites]